125
Jahre Freiwillige Feuerwehr, 110 Jahre Spielmannszug und 35 Jahre
Jugendfeuerwehr - gleich drei Gründe gab es für den großen Bahnhof am
Dukatenweg: die Kameraden der Lüdenscheider und benachbarten Wehren,
Kollegen von Hilfsorganisationen und Polizei, Stadt-, Kreis- und
Bezirksvertreter - eine große Schar von Gratulanten begrüßte Lehmann
gestern Abend. Und er nahm sie mit in die Geschichte der örtlichen
Feuerwehr und in die Zukunft. Denn neben einer Rückschau in die bewegte
Historie stand auch der zielsichere Blick nach vorn.
Den
verbanden Bezirksbrandmeister Hartmut Zieps und der stellvertretende
Kreisbrandmeister Dieter Grefe in ihren Grußworten gleich mit einem
deutlichen Appell an die Politiker in Stadt, Kreis und Land: "Gehen sie
mit diesem Bürgerengagement verantwortlich um." Während Zieps das
Jubiläum schmunzelnd als "herausragendstes Ereignis" der vergangenen
125 Jahre bundesdeutscher Geschichte darstellte, blieb auch der Ernst
der Sache nicht auf der Strecke. Sieben Milliarden Euro müsste der Bund
im Jahr aufbringen, wollte er den Brandschutz ausschließlich mit
Hauptamtlichen bestreiten - Geld, das nicht vorhanden ist. Gerade
deshalb sei es notwendig, das Jahrzehnte währende freiwillige
Engagement von Bürgern für Bürger von oberster Stelle zu unterstützen.
Zieps: "Gibt es etwas Größeres als ein Menschenleben zu retten?"
Und
auch Bürgermeister Friedrich Karl Schmidt würdigte - auch im Hinblick
auf die sechs großen Stadtbrände in Lüdenscheids Stadtgeschichte - den
Einsatz der Feuerwehrmänner und inzwischen auch -frauen: "Das verdient
unser aller Respekt." Für die zwei anderen Jubilare fand Schmidt nicht
weniger lobende Worte: Der Spielmannszug sei "ein musikalischer Bote
unserer Stadt" und die Jugendfeuerwehr für die Zukunftsgestaltung
unverzichtbar.
Zukunft gestalten -
das nahmen Bernd Manthey und Christian Reppel wörtlich und
präsentierten die alte Wehr in neuem Gewand. Ein rasanter Video-Clip
beleuchtete die Vielfalt des Feuerwehrlebens und die Präsentation von
Internet-Auftritt und Hochglanz-Flyern stieß auf denselben tosenden
Beifall (Bericht folgt).
Dass die Feuerwehr den Lüdenscheidern gestern wie heute verpflichtet ist, bewies ein Einsatz, der in die stressigen Vorbereitungen fiel: Gegen 18 Uhr wurde die Drehleiter zur Wilhelmstraße beordert, um eine hilfsbedürftige Frau aus dem Dachgeschoss in den Rettungswagen zu befördern.
von Corinna Bunte, Lüdenscheider Nachrichten
Lüdenscheid: "Vor 125 Jahren wurde die Lichtgeschwindigkeit
entdeckt, die Kinderarbeit verboten, die Sozialistengesetze erlassen
und Gustav Stresemann geboren. Aber das herausragende Ereignis des
Jahres 1878 war eindeutig die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
Lüdenscheid!"
Bezirksbrandmeister Hartmut Ziebs war
gestern Abend nicht der einzige Redner auf der Feuer- und Rettungswache
am Dukatenweg, der am Jubiläumstag der Feuerwehr weit zurück in die
Geschichte blickte. In Uniform sagte Bürgermeister Schmidt in der voll
besetzten Fahrzeughalle: "Nach sechs Stadtbränden versteht jeder die
besondere Beziehung der Lüdenscheider zu ihrer Feuerwehr: Sie verdient
in hohem Maße unseren Dank."
Wehrleiter Richard Lehmann kam indes auch auf die aktuelle Situation zu
sprechen, zu der Querelen und Nachwuchsmangel zählen: "Die Feuerwehr
ist stark, aber auch empfindlich gegen störende Einflüsse. Sollte
dieses Bürgerengagement einmal wegbrechen, dann ist die Stadt wirklich
um vieles Lebensnotwendige ärmer."
Ziebs mahnte Politiker und Arbeitgeber, die Einsatzbereitschaft der
Wehr nie aufs Spiel zu setzen. Seinen Kameraden riet er, das eigene
Bild nach außen zu wandeln: "Wir sind keine Bittsteller. Gibt es denn
etwas Größeres, als ein Menschenleben zu retten?"
Nachdem Ziebs wie auch Vize-Kreisbrandmeister Dieter Grefe dem
Wehrleiter ein Präsent überreicht hatte, folgte den wortreichen
Rückblicken ein fulminanter Kurzfilm auf einer Großleinwand, der in
2:40 Minuten rasant geschnittene Pressefotos zeigte - darunter viele
WR-Bilder. Dramatische Einsatzszenen aus Lüdenscheid hatten die Macher
um Bernd Manthey musikalisch mit effektvoller Popmusik unterlegt. Das
Action-Video erhielt Riesenbeifall, ebenso die von Christian Reppel
vorgestellte, jetzt unter "www.feuerwehr-luedenscheid.de"
freigeschaltete offizielle Homepage.
Krönung und Abschluss des offiziellen Teils aber war das Ausrollen
eines 25 Meter hohen Transparents über die gesamte Front des
Schlauchturmes. Es erinnert jetzt unübersehbar daran, dass 2003 auch
das 110. Jahr des Spielmannszuges und das 35. der Jugendfeuerwehr ist.
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